Malerei

Eingebunden in die Präsentation internationaler Skulptur ist die erlesene Sammlung deutscher Malerei, die von der Jahrhundertwende, dem malerischen Werk Lehmbrucks aus den Pariser Jahren, bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts reicht. Die heutigen Bestände präsentieren sich in allen wichtigen Bereichen als Neuerwerbungen der Zeit von 1954 bis 1970 durch den damaligen Direktor Gerhard Händler.

Zu den Meisterwerken der Gemäldesammlung des Lehmbruck Museums gehören Werke der Brücke-Künstler Ernst-Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Max Pechstein und Otto Mueller sowie des ihnen verbundenen Emil Nolde, aber auch Arbeiten von Künstlern wie August Macke, Heinrich Campendonk und Christian Rohlfs aus dem rheinisch-westfälischen Raum. Gemälde von Alexej von Jawlensky, Oskar Kokoschka und den „Sturm“-Künstlern Johannes Molzahn und Thomas Ring ergänzen die Gemälde des Expressionismus der Brücke-Künstler.

Konstruktive Tendenzen verbinden die nächste größere Werkgruppe, die ihren produktiven Anstoß zunächst vom Kubismus erhält. Oskar Schlemmer, Walter Dexel, Lyonel Feininger und Georg Muche stehen unter anderen stellvertretend für das „Bauhaus“; die „Rugbyspieler“ von Max Beckmann und „Die Versuchung des Heiligen Antonius“ von Max Ernst gelten als herausragende Einzelbeispiele im Kontext von Expressionismus, Neuer Sachlichkeit beziehungsweise Surrealismus.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges formiert sich als internationales Phänomen die Kunst des „Informel“. Viele deutsche Künstler verstehen die abstrakte Malerei als Befreiung und einzig gültige Alternative zur realistischen Kunst, die durch die faschistischen Ideologien instrumentalisiert und pervertiert worden war und durch den Sozialistischen Realismus eine neue Dogmatisierung erfährt. In den Werken von Willi Baumeister, Ernst Wilhelm Nay, Emil Schumacher, Karl Otto Götz, Gerhard Hoehme und Bernhard Schultze ist noch heute der starke, oft anarchische Ausdruckswille und das Gefühl von Befreiung nach Diktatur und Krieg spürbar. Das Ringen um neue Formen und Funktionen der Malerei zeigt sich dabei als Prozess der Bildwerdung aus der Geste oder aus dem Material. Dieses führt der Malerei gegen Ende der 1950er Jahre unmittelbar einen neuen Objektcharakter zu. Die Grenzen zwischen Malerei und Objekt beziehungsweise Skulptur beginnen sich zu verwischen.

Grafik

Die Graphische Sammlung des Lehmbruck Museum verfügt über einen Bestand von mehr als 8.800 Arbeiten auf Papier, davon 2.400 Zeichnungen, 5.060 Druckgraphiken und 1.350 Fotografien. Die Einzigartigkeit dieser Sammlung besteht in ihrer Schwerpunktbildung bei Zeichnungen, Druckgrafiken und Fotografien von international bedeutenden Bildhauer/innen des 20. Jahrhunderts. Der Aufbau der Graphischen Sammlung verläuft dabei historisch parallel zu den Ankäufen der Skulpturen- und Gemäldesammlung seit Ende 1924. Grob skizziert, konzentriert sich die gesamte Sammeltätigkeit bis 1957 auf die deutsche Kunst des 20. Jahrhunderts, öffnet sich dann aber – zeitlich zusammenfallend mit dem Baubeschluss des Lehmbruck Museums – seit 1958 der internationalen Moderne.

Erst 1985 beginnt der Aufbau einer eigenen fotografischen Sammlung zur Skulptur und Raumkunst der Moderne. Ausnahmslos bedingt durch private Schenkungen, gelangen auch Konvolute der Kunst vor 1900 in die Sammlung: Zeichnungen und Druckgraphiken seit dem 16. Jahrhundert sowie japanische Druckgraphiken und Italien-Fotografien des 19. Jahrhunderts. Der bedeutendste jüngste Ankauf betrifft den Lehmbruck-Nachlass mit allein 830 Zeichnungen und Pastellen sowie dem druckgrafischen Werk von 260 Radierungen und Lithografien unter Einbezug verschiedener Druckzustände und zahlreicher Druckplatten.